Tafelklavier Broadwood 1802

Ein englisches Tafelklavier an der Schwelle zur Industrialisierung...


John Broadwood wurde 1732 im schottischen Cockburnspath geboren und erlernte ab 1761 das Klavierbauhandwerk bei Burkat Shudi. 1769 heiratete er die jüngste Tochter seines Lehrmeisters, der ihn 1770 zum Geschäftspartner seines florierenden Unternehmens machte. Von 1772 an führte John Broadwood das Unternehmen allein. Am 1. Januar 1794 machte er seinen ältesten Sohn James Broadwood zum Teilhaber und signierte seine Instrumente nunmehr mit „John Broadwood and Son” - die Signatur, die auch unser Tafelklavier aus dem Jahre 1802 trägt. Erst 1808, als auch John Broadwoods jüngerer Sohn Thomas ins Unternehmen eingestiegen war, firmierte das Unternehmen unter dem heute noch bekannten Namen „John Broadwood & Sons”.


Broadwoods Hammerklaviere weisen in der Regel eine ausgezeichnete Qualität auf und markieren gleichzeitig den Übergang vom rein handwerklichen Klavierbau zur industriellen Klavierproduktion. Unser Instrument mit der Seriennummer 6210 ist ein relativ frühes Beispiel für den Bau von Hammerklavieren in arbeitsteiliger, früh-tayloristischer Arbeitsweise. Gleichwohl besticht das Instrument durch liebevoll ausgearbeitete Details wie etwa die in Messing ausgeführte Unterdämpfung.


Das Instrument besitzt einen Umfang von fünfeinhalb Oktaven von FF bis c4 und ist durchweg zweichörig besaitet. Die Mechanik entspricht dem Typus der so genannten single action, also einer einfachen Stoßmechanik mit festem Stößer. Als Besonderheit bei diesem Mechaniktypus besitzt das Tafelklavier ein Pedal, das die Dämpfungsaufhebung betätigt.

 

Die vorbildliche Konservierung und Restaurierung des weitestgehend im sehr guten Originalzustand erhaltenen Instruments erfolgte im Jahr 2009 durch Michael Cole, Cheltenham.