Der "Fürstliche Landorgelmacher" Johann Philipp Heil wurde vermutlich am 16. Mai 1768 als Sohn des Metzgermeisters Georg Wilhelm Heil (auch: Heyl) (1735 - 1781) und seiner Ehefrau Anna Margaretha Oberndörfer (1740 - 1781) in Eberstadt geboren. Seine Mutter war eine Tochter von Johann Philipp Oberndörfer (1710 - 1772), bei dem Heil vermutlich seine Ausbildung erhielt. Johann Philipp Heil heiratete am 8. Januar 1793 Elisabetha Barbara Bauer, die 1761 geborene Tochter eines Müllermeisters aus Jugenheim. Aus der Ehe gingen vermutlich fünf Kinder hervor, unter ihnen Philipp August Heil (1802 - 1858), der wie sein Vater als Orgelmacher tätig war. Um 1795/97 zog Johann Philipp Heil mit seiner Familie von Seeheim nach Jugenheim, wo er am 19. Januar 1855 starb (Michael Günther/Johann Heinrich Kumpf, Altes und Neues zu den verwandten Orgel- und Klavierbauerfamilien Oberndörfer (Ober-Modau, Jugenheim, Darmstadt) und Heil Jugenheim, Bad Ems), Homburg am Main/Berlin 2015, S. 39ff.).
Wir freuen uns, in unserer Sammlung zwei exquisite Tafelklaviere von Johann Philipp Heil zu haben. Beide Instrumente sind signiert im Resonanzraum signiert mit: Heil in Seeheim. Das eine Instrument trägt zudem die Jahresangabe 1794, beim zweiten Instrument ist eine Jahresangabe bislang nicht bekannt, da der Resonanzraum bisher ungeöffnet ist und sich mittels Spiegel und Blick durch das so genannte "Mauseloch" lediglich der erste Teil der Signatur erkennen lässt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das zweite Instrumente um 1790 entstanden ist. Dafür spricht vor allem die große Ähnlichkeit der Tafelklaviere: Beide Instrumente haben einen Tonumfang von fünf Oktaven (FF bis f3) und sind durchgängig zweichörig besaitet. Die Klaviaturen sind mit Ebenholz für die Untertasten und Obstholz mit Elfenbeinauflage für die Obertasten belegt, die Untertastenbeläge weisen vier Zierrillen auf, die Tastenfronten zeigen geschwärztes Hirnholz. Mensuren und Korpusmaße sind im Wesentlichen identisch (bis auf eine um 1 cm differierende Bauhöhe), ebenso die Gestaltung. Die Corpora sind aus massivem Nussbaumholz gefertigt, die Deckel jeweils in Rahmen-Füllung-Bauweise. Die Korpusseiten sind außen zusätzlich mit geriegeltem Nussbaum mit eingelegten Adern furniert. Beide Klaviere stehen auf aus Nussbaumholz gedrechselten Beinen. Dier Mechaniktypus beider Instrumente entspricht einer so genannten "Stoßmechanik mit Treiber".
Trotz der zahlreichen Parallelen gibt es jedoch auch Unterschiede: Während das Instrument von 1794 drei Kniehebel für Laute, Moderator und Dämpfungsaufhebung besitzt, besitzt das andere Instrument statt des Moderators einen Deckelschweller. Das 1794 gebaute Tafelklavier besitzt eine unprofilierte Korpusoberkante, beim anderen ist sie profiliert. Interessant ist auch, dass beide Instrumente vom Erbauer her unterschiedliche Besaitungskonzepte aufweisen: Die originalen, mit Tinte auf den Tastenhebeln vermerkten Besaitungsvorgaben weisen für das 1794 gebaute Instrument eine signifikant dünnere Besaitung aus.
Beide Instrumente zeugen von einer großen Meisterschaft ihres Erbauers, die handwerkliche Ausführung ist von ausgesprochen hoher Qualität, was auch für Heils Lehrmeister Oberndörfer spricht.
Ein sehr ähnliches Tafelklavier, wenngleich in schlichterer, aber handwerklich im selben Stil gefertigten Ausführung und mit einem reduzierten Umfang von 4 1/2 Oktaven befindet sich in der musikalischen Sammlung von Michael Günther. Günther schreibt dieses Instrument Heils Lehrmeister Oberndörfer zu. In der o. g. Quelle listet er auch eine Reihe weiterer Instrumente auf, die vom Typus her gegebenenfalls dem Umkreis Oberndörfers - oder eben dem Heils - zuzuschreiben sind (ebenda, S. 31).
Die Abbildungen auf dieser Seite zeigen unser 1794 datiertes Instrument.
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